Eine Woche für ein Land ist wenig – doch es ist genug für einen ersten Eindruck. Bei der achttägigen Autotour von Norden nach Süden sehen wir von Wales erstaunlich viel. Unser Start: Manchester Airport. Nach einer guten halben Stunde sind wir da.
Croeso y Gymru - Wir sind in Wales!
Tag Eins
Rechts das Meer, links das grüne Land und dahinter die Berge. Nun fehlen nur noch die Burgen und die erste finden wir gleich in Flint: Flint Castle (Castell y Fflint auf Walisisch) ist die erste Burg, die King Edward I. im Rahmen seines Feldzugs gegen den walisischen Prinzen Llywelyn ap Gruffydd erbauen ließ. Weiter geht es auf dem North Wales Way nach Conwy, einem hübschen mittelalterlichen Städtchen mit stattlicher Burg aus der echten Ritterzeit. In voller Schönheit können wir die Burg, die zum UNESCO Welterbe zählt, von der kilometerlangen Altstadtmauer aus bewundern. Für den Spaziergang darauf lassen wir uns Zeit.
Die Aussicht ist fantastisch: die Mündungsbucht des Flusses Conwy zieht sich von Osten nach Westen und nach Süden hin breitet sich die Bergwelt von Eryri (Snowdonia) eindrucksvoll vor uns aus. Mittendrin liegt das Bergdorf Betws-y-Coed mit den Swallow-Wasserfällen. Vom malerischen Conwy Valley ist es nicht mehr weit bis nach Penmachno, wo wir übernachten.
Im Eryri (Snowdonia) Nationalpark
Tag Zwei
Das Dorf im Machno-Tal ist eine prima Basis für Erkundungen im Nationalpark. Wir starten in die Felsenschlucht des Conwy. Nach einem schönen Waldspaziergang landen wir am Fluss, der hier als Rhaeadr Y Graig Lwyd (Conwy Falls) an einer 15 Meter hohen Steilwand in die Tiefe plätschert.
Anschließend fahren wir zur Nordwestküste und wandern vom Parkplatz des hübschen Dorfes Abergwyngregyn eine halbe Stunde zum Wasserfall Aber Falls (Rhaeadr Fawr). Eingebettet in das dichte Grün von Berg und Tal, stürzt er knapp 40 Meter tief in einen Pool mit runden Steinen. Die nassen Brocken sind sehr glatt, wie wir beim Überqueren etwas spät bemerken und so beginnt für uns schneller als gedacht das Bad im frischen, klaren Sprudelwasser. Nur hätten wir vorher gern ein paar Sachen ausgezogen. Doch es ist warm und nach einem Anstieg auf dem grasbewachsenen Weg über die Ausläufer des Moel Wnion und Ffridd Ddu belohnt der sagenhafte Ausblick aufs Meer und die Insel Anglesey.
Tag Drei
Heute steht die Burg Dolwyddelan vor eindrucksvoller Bergkulisse auf dem Programm. Ein prima Platz für einen Picknick! Nach der Stärkung schnüren wir die Wanderschuhe und stiefeln südwärts entlang der alten Römerstraße Sarn Helen durchs Dorf zum Rundweg ins Herz von Cwm Penamnen – einem stillen Tal mit Sümpfen, Wasserläufen, Wald und den grünen Gipfeln.
Doch was wäre Wales, ohne den höchsten Berg gesehen zu haben – den eindrucksvollen Yr Wyddfa (Mount Snowdon, 1.085 m). Auf dem Llanberis Pass fahren wir nach Westen am Ufer des Sees Llyn Padarn entlang, an dem das große stählerne Schwert Llafn y Cewri (die Klinge der Riesen) im Boden steckt. Im warmen Licht des späten Nachmittags setzt sich dann Caernarfon Castle in Szene. Mit dieser architektonischen Meisterleistung demonstrierte King Edward I. einst seine Macht.
Tag Vier
Die Schieferlandschaft von Nordwales: grau, karg und dennoch faszinierend erscheinen die Hänge der stillgelegten Steinbrüche rund um Blaenau Ffestiniog. Unser erstes Etappenziel ist Llanelltyd am Fluss Mawddach. Am Parkplatz an der Brücke startet der New Precipice Walk. Wir spazieren bergauf durch Kiefernwald, überwinden mittels Leiter eine Feldsteinmauer – und stehen auf dem Hügel Foel Ispri, früher Standort eines Goldbergwerks. Auf einer alten Trasse laufen wir gen Westen – im Tal unterhalb begleitet uns der Fluss, der mal im Ganzen zu sehen ist, mal nur seine vielen Seitenarme, auf dem Weg zur Mündung und am Horizont glitzert das Meer. Zurück am Auto führt uns der nächste Teil unserer Reise nach Süden in den Küstennationalpark Pembrokeshire. Auf dem Weg dorthin locken kleine hübsche Städtchen wie Machynlleth, die quirlige Universitätsstadt Aberystwyth mit ihrer schönen Strandpromenade und auch Cardigan für einen Bummel und zur Einkehr. Unser nächstes Quartier: der alte Gasthof Salutation Inn in Felindre Farchog.
Der Küstennationalpark Pembrokeshire
Tag Fünf
Am Morgen rufen Strand und Meer im nahegelegenen Hafenort Newport. Wir nehmen das Auto, denn erst steht ein wenig Kultur auf dem Programm: die Preseli Mountains. Auf vielen dieser Hügel stehen eindrucksvolle Steinmonumente aus der Stein- und Eisenzeit. Pentre Ifan ist das wohl berühmteste. Seine Megalithen sind Überreste einer großen Grabanlage. Heute schaut man zwischen ihnen bis aufs Meer, in dem wir wenig später schwimmen.
Die steilen Felsenwände, die den Strand umrahmen, animieren uns zum Wandern. Der Pembrokeshire Coast Path ist ein attraktiver Abschnitt des Wales Coast Path, der mit 1.400 Kilometern der weltweit längste zusammenhängende Küstenwanderweg eines Landes ist. Wir wandern bergab in eine kleine Bucht mit Flussmündung und wieder bergauf am Rand hoher Felsklippen entlang, die sich auch vor und hinter uns in ihrer ganzen rauen Schönheit zeigen.
Bannau Brycheiniog (Brecon Beacons) Nationalpark
Tag Sechs
Zum Hotelfrühstück im Garten rauscht idyllisch das Flüsschen Nevern und wir rollen in Richtung Osten in den dritten walisischen Nationalpark, in die Bannau Brycheiniog (Brecon Beacons). Trotz Sommerhitze drängt es uns zu einer Wandertour und wir starten vom Parkplatz Pont ar Daf aus auf den rund 6,5 km langen Beacons Way Rundweg, zu den Zwillingsbergen Pen y Fan (886 m) und Corn Du (873 m). Der Aufstieg in der Sonne ist schweißtreibend, aber die Aussichten auf die grünen Flanken dieser beiden höchsten Berge in Südwales ist grandios. Das Beste für uns aber sind die wilden Ponys, die hier grasen.
Tag Sieben
Nach einem Bummel durchs Städtchen Brecon brechen wir in Richtung Cardiff auf. Am Stausee Llwyn-on unternehmen wir eine kleine Wanderung im Tal des Flusses Taf und wir erfreuen uns ein letztes Mal am weiten Blick über die Berge im Nationalpark.
Das Cardiff Castle in der walisischen Hauptstadt ist ein echtes Märchenschloss mit prunkvoll gestalteten Zimmern. Nach einer Führung spazieren wir durch den Bute Park bis zum Schiffsanleger. Von hier aus bringt uns ein Wassertaxi auf dem Fluss Taf, vorbei am Principality Stadium, in einer knappen halben Stunde bis in die glitzernde Cardiff Bay – ein gigantischer Stausee.
Wahrzeichen der Bucht ist das eindrucksvolle Millennium Centre mit Nationalorchester, Oper, Ballett und Konzerten. Wir spazieren am roten Pierhead Building vorbei zum Parlamentsgebäude The Senedd aus Glas – Sitz des walisischen Parlaments – zur nostalgischen strahlendweißen Norwegian Church. In der Bay gibt es viele Cafés und Restaurants, aber für uns klingt dieser Tag im Stadtzentrum aus – im Old Arcade, einem wimmeligen Pub an der St John’s Church – in den wir auf ein Pint einkehren.
Tag Acht
Morgens bummeln wir durch die kleinen Läden in den hübschen historischen Arkaden, auf der Suche nach Mitbringseln, bevor wir in den Cardiff Market einkehren. Die viktorianische Halle in der St Mary Street ist Kultplatz frischer Regionalprodukte, auch als Streetfood. Gestärkt mit einer guten Portion Cawl, dem Lieblingseintopf der Waliser, treten wir den Heimweg an.