Zuhause ist da, wo das Herz ist
Cardiff spielte in Dahls Kindheit eine große Rolle. Sein Vater Harald, der ursprünglich aus Oslo stammte, zog in die walisische Hauptstadt, um sein Glück im Kohle- und Eisenboom des späten 19. Jahrhunderts zu suchen.
Harald verdiente genug Geld in der Schiffahrtsbranche, um sich ein eigenes großes Haus zu bauen, die Villa Marie in der Fairwater Road. Hier wurde Roald 1916 geboren. Das Haus wurde zwischenzeitlich in Ty Gwyn umbenannt, aber eine blaue Gedenktafel an der Gartenmauer erinnert daran. Ein Jahr später zog die Familie auf einen Landsitz in der Nähe von Radyr namens Ty Mynydd um. Harald starb 1920 - er ist in der St. John's Church in Danescourt begraben - und seine Witwe und sechs Kinder zogen erneut nach Cumberland Lodge in Llandaff, wo sie von 1921 bis 1927 lebten. Dies ist heute der Kindergarten der Howell's School, wo eine weitere blaue Plakette die Verbindung zu Dahl feiert.
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In Cumberland Lodge knüpfte Dahl eine enge Bindung an den Gärtner der Familie, einen ehemaligen Bergarbeiter namens Jones, den die Kinder Joss Spivvis nannten.
Dahl schrieb später: „Ich betete ihn an. Ich habe ihn verehrt, und wann immer ich nicht in der Schule war, bin ich ihm gefolgt, habe ihm bei der Arbeit zugesehen und ihm beim Reden zugehört. Joss erzählte mir endlose Geschichten aus seiner Jugendzeit, während ich ihm durch den Garten folgte.
Eines seiner Lieblingsthemen war die Fußballmannschaft von Cardiff City, und ich wurde sehr schnell von seiner Begeisterung für diese Helden des Fußballs angesteckt. Jeden Samstagnachmittag, egal ob es regnete, hagelte, schneite oder graupelte, gingen Joss und ich zum Ninian Park, um ein Spiel von Cardiff City zu sehen.“
Es wird spekuliert, dass Joss' Erzählungen über die Fahrt in einem Förderkorb in einen Minenschacht den großen gläsernen Aufzug in den Geschichten von Willy Wonka inspiriert haben und dass sogar die Umpa Lumpas, die bei der Arbeit singen, von walisischen Bergleuten inspiriert wurden.
Ein Süßwarenladen und eine Kathedrale
Ab Herbst 1923 besuchte Dahl die Cathedral School in Llandaff, die im Schatten der hoch aufragenden gotischen Kathedrale liegt. Und hier entwickelte er im Alter von nur sieben Jahren seinen Sinn für Unfug, während er im Süßwarenladen in der High Street (auch hier erinnert eine Plakette an Dahl) die Kaubonbons und Brauselutscher bewunderte.
Roald Dahl, Boy: Tales of ChildhoodEine kleine, magere alte Hexe mit einem Schnurrbart auf der Oberlippe und einem Mund so sauer wie eine grüne Stachelbeere."
In seiner ersten Autobiografie, Boy: Tales of Childhood, erzählt Dahl vom legendären Great Mouse Plot: dem Plan, eine tote Maus in einem Glas mit Bonbons zu hinterlassen, um die Besitzerin zu erschrecken. „Mrs. Pratchett“, schreibt er, „war eine kleine, magere alte Hexe mit einem Schnurrbart auf der Oberlippe und einem Mund so sauer wie eine grüne Stachelbeere.“
Der Plan funktionierte perfekt... bis Mrs. Pratchett die Jungen in der Schule verpfiff und Dahl zur Strafe eine Tracht Prügel erhielt.
Ein Tag an der Bucht
Zu Harald Dahls Zeiten war Cardiff der größte Kohleexporthafen der Welt, und zwei Drittel der Kohle wurde von Schiffen in norwegischem Besitz befördert. Die Familie besuchte regelmäßig die norwegische Kirche, 1868 von der norwegischen Seemannsmission gegründet, und der kleine Roald wurde 1916 hier getauft. Heute ist das Gebäude das Norwegian Church Arts Centre, und das nahe gelegene Oval Basin in der Cardiff Bay wurde ehrfurchtsvoll in Roald Dahl Plass umbenannt.
Mit neun Jahren brach Roald Dahl von den Cardiff Docks zu einem Internat in Weston-super-Mare in Somerset auf. Er reiste auf einem alten Dampfschiff und hatte furchtbares Heimweh nach seinem Zuhause und seiner Familie in Wales. Während seinem ersten Jahr täuschte er höchst realistisch eine Blinddarmentzündung vor und wurde über den Bristol Channel nach Hause geschickt. Aber selbst der Meister im Geschichtenerzählen kam nicht immer mit allem durch: Ein netter Doktor ließ ihn ein paar Tage zu Hause, bevor er ihn zurück in die Schule schickte.
Ferien und Eselsritte
Die Familie Dahl machte jedes Jahr zu Ostern Urlaub im eleganten Hafenstädtchen Tenby in Pembrokeshire. „Wir liebten Tenby“, schrieb er. Wir machten Eselsausritte am Strand und lange Spaziergänge mit den Hunden entlang der Klippen gegenüber von Caldey Island, und überall blühten Primeln. Wir jagten auf den Felsen nach Strandschnecken und trugen sie nach Hause, kochten sie und holten sie mit gebogenen Stecknadeln aus ihren Muscheln, um sie zum Tee auf Butterbrot zu legen.
Roald DahlEin Osterurlaub ohne Tenby ist kein richtiger Osterurlaub".
Die Familie wohnte jedes Jahr in demselben Haus, The Cabin, eine Tradition, die Dahl auch mit seinen eigenen Kindern fortsetzte. In einem Brief aus dem Jahr 1933 schrieb er: „Ein Osterurlaub ist kein Osterurlaub ohne Tenby“. Das unter Denkmalschutz stehende Anwesen befindet sich nach wie vor im Besitz der Familie Dahl.
Die Musik der Poesie
Auch in Laugharne in Carmarthenshire machte Dahl Urlaub. Dort besuchte er die Schreibstube des walisischen Dichters Dylan Thomas, die einen beeindruckenden Ausblick auf die Mündung des Flusses Taf bietet. Vielleicht hat ihn der kleine Schuppen dazu inspiriert, sein eigenes Schreibhäuschen in seinem Zuhause in Great Missenden in Buckinghamshire zu bauen. Dahl war ein großer Bewunderer von Dylan Thomas. In einem Interview aus dem Jahr 1970 verriet Dahl, dass eine Lesung von Dylan Thomas eines der schönsten Dinge wäre, die er je gehört hätte.
Roald DahlDas Schönste, was du je gehört hast."
Dahl hat Thomas' Gedicht „In Country Sleep“ sogar in eine seiner beliebtesten Geschichten aufgenommen: Matilda. Als das kleine Mädchen seine Lehrerin, Fräulein Honig, zum Tee nach Hause begleitet, halten sie am Gartentor an, und Fräulein Honig erzählt ihr:erzählt ihr: „Ein Dichter namens Dylan Thomas schrieb einst ein paar Zeilen, die mir jedes Mal durch den Kopf gehen, wenn ich diesen Pfad entlanglaufe,“ bevor sie die erste Strophe aufsagt. „Never and never, my girl riding far and near / In the land of the hearthstone tales, and spelled asleep.“ Matilda flüstert:„Das klingt wie Musik.“ Fräulein Honig antwortet: „Es ist Musik.“