Wales ist bekannt für seine unzähligen Burgen in allen erdenklichen Formen und Größen – von umgebauten Herrenhäusern bis hin zu verwitterten Bergfrieden. Doch vier Festungen heben sich von der großen Masse ab und sind wohl die berühmtesten und vielleicht sogar auch die schönsten Burgen des Landes.
Beaumaris, Caernarfon, Conwy und Harlech liegen alle in der historischen Grafschaft Gwynedd in Nordwales. Sie wurden auf Befehl des englischen Königs Eduard I. während seiner versuchten Eroberung von Wales im 13. Jahrhundert errichtet, um die Gebietsgewinne der englischen Streitkräfte zu sichern. Die Bauarbeiten leitete der visionäre mittelalterliche Architekt James of St. George.
Heutzutage, da keine Kriegsheere mehr durchs Land ziehen, dienen die Burgen als Mahnmale für die Macht und den Ehrgeiz unserer englischen Nachbarn und als Zeugnisse für die Stärke und Widerstandsfähigkeit des walisischen Volkes, das sich ihnen entgegenstellte. Für den Besucher vielleicht noch spannender ist, dass alle vier großartigen Bauwerke, die zusammen eine der UNESCO-Welterbestätten von Wales bilden, wunderbare Ausflugsziele sind: mit ihren hohen Türmen voller Zinnen, von deren Spitze man über weite Landschaften, Berge und das Meer sehen kann und die königlichen Gemächer.
Da die Burgen relativ nahe beieinander liegen, können alle vier an einem einzigen Wochenende besichtigt werden und bilden so eine unvergessliche Route für alle Burgfans.
Harlech Castle
Beginnen wir mit der südlichsten der vier Burgen: Harlech Castle, hoch oben auf einem steilen Felsen über der Cardigan Bay erbaut, war es in seiner Blütezeit für seine Uneinnehmbarkeit bekannt. Die Burg soll der längsten Belagerung in der britischen Geschichte standgehalten haben, als Kommandant Davydd ap Ifan ap Einion während der Rosenkriege den Armeen des Hauses York beeindruckende sieben Jahre lang die Stirn bot. Ein Akt, der das bekannte patriotische walisische Lied Rhyfelgyrch Gwŷr Harlech (Männer von Harlech) inspiriert haben soll.
Zum Glück ist die Burg heute viel leichter zu betreten, denn eine besonders atemraubende Straße (einst im Guinnessbuch der Rekord als steilste Straße der Welt!) ist das einzige größere Hindernis, das es zu überwinden gilt. Sobald Sie die Burg betreten haben, sollten Sie sich auf die Festungsmauern begeben, um den atemberaubenden Blick über die walisische Küste und die fernen Berggipfel von Eryri (Snowdonia) zu genießen – eine Aussicht, die so unschlagbar ist, wie die Burg ursprünglich gedacht war.
Barrierefreiheit in Harlech Castle
- Gegenüber der Burg befindet sich ein Parkplatz mit barrierefreien Stellplätzen.
- Das Besucherzentrum, das Café und das Erdgeschoss der Burg sind für Rollstuhlfahrer zugänglich.
- Das Besucherzentrum verfügt über Toiletten mit barrierefreien Kabinen.
Caernarfon Castle
Wenn Sie von Harlech aus nach Norden fahren, gelangen Sie zum Caernarfon Castle, der imposanteste Burg von Eduards berühmtem Quartett an Festungen in Nordwales – und das aus gutem Grund. Die am Rande des Flusses Afon Seiont gelegene Burg wurde als De-facto-Hauptquartier des englischen Königs in Wales erbaut (daher die dicken Ringmauern!) und folgt einem imperialen Baustil, der von den Römern bevorzugt wurde (die einst in dieser Gegend lebten und eine eigene Festung hinterließen).
Nachdem Sie die äußeren Verteidigungsanlagen der Burg überwunden haben, können Sie den grasbewachsenen Innenhof besichtigen, bevor Sie in den Eagle Tower hinaufsteigen. Hier schliefen einst Könige und Königinnen und hier soll auch Eduard II., der erste englische Prinz von Wales, geboren worden sein. Das Museum auf dem Burggelände widmet sich der Geschichte der Royal Welch Fusiliers, dem ältesten Infanterieregiment von Wales.
Barrierefreiheit in Caernarfon Castle
- Die Burg hat keinen eigenen Parkplatz, aber es gibt Parkplätze in der Stadt mit barrierefreien Stelllpätzen.
- Das Erdgeschoss der Burg und das Besucherzentrum sind über eine Rampe für Rollstuhlfahrer zugänglich.
- Das Museum der Royal Welch Fusiliers ist ebenfalls für Rollstuhlfahrer zugänglich.
- Ein Aufzug zur Aussichtsplattform (schauen Sie vor Reiseantritt auf der Cadw-Website nach), die Zugang zur Spitze des King’s Gate und zum Café im ersten Stock bietet.
- Barrierefreie Toiletten
- Es gibt auch Wickelmöglichkeiten für Babys
Conwy Castle
Wenn man von Caernarfon aus der Küste nach Nordosten folgt, kann man schon bald die hoch aufragenden Zinnen von Conwy Castle am Horizont sehen. Trotz seiner Größe und seiner Lage – die hohen Mauern spiegeln sich im Wasser der angrenzenden Flussmündung – hat Conwy seit seiner Fertigstellung im Jahr 1287 nur wenige königliche Besucher in seinen opulenten Innenräumen empfangen. König Eduard I. selbst besuchte die Burg nur ein einziges Mal und verbrachte ein miserables Weihnachtsfest unter Belagerung innerhalb der Burgmauern (anscheinend mit nur einem einzigen Fass Wein im Keller als Trost!).
Burgfans sollte aber auf keinen Fall einen Besuch dieser Festung verpassen: Sie gilt als eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Burgen Europas. Besucher können noch immer die Wendeltreppen erklimmen, durch die alten Dienstbotengänge wandern und die am besten erhaltenen mittelalterlichen königlichen Gemächer in Wales besichtigen.
Barrierefreiheit in Conwy Castle
- Am Conwy Castle gibt es einen von der Stadtverwaltung betriebenen Parkplatz, der sich direkt neben dem Schlosseingang befindet. Dieser verfügt über spezielle barrierefreie Parkplätze.
- Das Besucherzentrum ist vollständig für Rollstuhlfahrer zugänglich, allerdings führt der Weg vom Besucherzentrum zur Burg selbst über mehrere Stufen.
- Barrierefreie Toiletten sind im Erdgeschoss vorhanden.
Beaumaris Castle
Um Beaumaris Castle zu erreichen verlassen Sie das Festland und überqueren nördlich von Caernarfon die mächtige Menai-Brücke auf die Insel Ynys Môn, die im Englischen als Anglesey bekannt ist. Diese Festung war Eduards ehrgeizigstes Projekt: Der König beschäftigte über 2000 Männer und gab allein in den ersten Monaten mehr als 7000 Pfund (heute etwa 4,3 Millionen Euro) für die Bauarbeiten aus. Zum Leidwesen aller Kenner der mittelalterlichen Architektur wurde die Anlage nie fertiggestellt. Um 1330 gab er das Projekt auf, um die Mittel für die Invasion Schottlands zu verwenden.
Dennoch ist die Burgruine nach wie vor sehenswert, eine kühne Symmetriestudie mit einer Außenmauer mit zwölf Türmen und über 300 Schießscharten für die Bogenschützen, die die sechs größeren Türme der Innenmauer umschließen. Diese äußere Mauer wird ihrerseits von einem Wassergraben umgeben, der die Anlage einst mit dem Meer verband. Ein Besuch der Anlage lässt sich gut mit einem Ausflug zum nahe gelegenen Beaumaris Gaol verbinden, einem charakteristischen Gefängnis aus dem viktorianischen Zeitalter. Doch auch die anderen historische Attraktion der Stadt sind sehenswert.
Barrierefreiheit in Beaumaris Castle
- Die Burg verfügt über keinen eigenen Parkplatz, doch gibt es zahlreiche Stellpläzte am Straßenrand, einige davon barrierefrei. Alternativ befinden sich einige hundert Meter von der Burg entfernt Parkplätze, die ebenfalls barrierefrei sind.
- Das kleine Besucherzentrum vor Ort ist vollständig für Rollstuhlfahrer zugänglich.
- Der Zugang zur Burg erfolgt über eine breite Zugbrücke, die das Erdgeschoss des Gebäudes für Rollstuhlfahrer zugänglich macht. Bitte beachten Sie, dass der Innenhof grasbewachsen ist. Der Rasen wird jedoch das ganze Jahr über kurz gehalten.
- Auf dem Burggelände gibt es keine Toiletten, aber 50 Meter entfernt befinden sich barrierefreie öffentliche Toiletten.
Die Stadtmauern von Caernarfon und Conwy
König Eduard I. gab sich nicht damit zufrieden, einfach nur prächtige Festungen zu errichten, die die Zeit überdauern sollten, sondern er ließ sowohl in Caernarfon als auch in Conwy massive Stadtmauern errichten, die seinen englischen Soldaten und den Siedlern sichere Zufluchtsorte garantierten.
Daher sind beide Stadtzentren von mächtigen Steinmauern umgeben, mit Toren zum Einlass von Freunden und Türmen zur Abwehr von Feinden. Trotz ihrer Funktion als Verteidigungslinie sind die beiden Mauern heute noch fast vollständig erhalten und Besucher können den gesamten Verlauf der steinernen Begrenzung von Conwy ablaufen.
Innerhalb der Stadtmauern vermittelt die verwinkelte Anordnung der kleinen Straßen einen unverkennbar mittelalterlichen Eindruck. Heute säumen hübsche Geschäfte, Boutiquen und gemütlichen Cafés die engen Gassen und so zeigt sich, wie sich die UNESCO-gelisteten Städte von der einstigen Demonstration englischer Militärmacht zu eindrucksvollen Symbolen des walisischen Stolzes gewandelt haben, die heutzutage weitaus einladender auf ihre Besucher wirken.